Vorsorge: Wie man die Signale des eigenen Körpers richtig deutet und Krankheiten frühzeitig erkennt
Die gesundheitliche Vorsorge ist ein komplexes Thema, das von jedem Einzelnen eine bewusste Auseinandersetzung erfordert. Laut Statistiken lässt sich mehr als jeder zehnte Deutsche nie beim Arzt durchchecken. Im Gegensatz zu seinem Auto lässt man sich erst untersuchen, wenn ein Problem auftritt. Dieses Vorgehen kann angesichts der sogenannten „Silent Killer“-Krankheiten riskant sein kann. Diese Krankheiten beginnen oft unauffällig und können sich zu ernsthaften Erkrankungen entwickeln, die schlecht oder gar nicht mehr behandelbar sind.
Wie man richtige Gesundheitsvorsorge betreibt und welche digitalen Helfer einen dabei unterstützen können, war Thema einer Gesund & Gesund Podcast Folge mit Dr. Thomas Kurscheid.
Lernen, auf den Körper zu hören
Man sollte lernen, die Signale seines Körpers richtig zu deuten. Nicht jedes Unbehagen ist ein Grund zur Sorge, aber einige Symptome sollten ernst genommen werden, besonders wenn sie neu oder unerklärlich sind. Kopfschmerzen können einfach auf Stress oder Dehydrierung hinweisen, treten sie jedoch nach einer körperlichen Anstrengung auf sind sie ein deutliches Warnsignal für eine möglicherweise gestörte Durchblutung. Treten diese häufiger auf oder sind sehr intensiv, sollten diese auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden.
Manchmal sind die Symptome so subtil wie ein erhöhter Cholesterinspiegel oder hohe Blutzuckerwerte, die ohne eine ärztliche Untersuchung nicht erkennbar sind.
Sich also nur auf die deutlichen Signale des Körpers zu verlassen, ist für die Gesundheitsvorsorge zu unzuverlässig. Zudem neigen wir auch dazu, die Signale falsch zu interpretieren.
Beispiel gefällig: Sie kommen nach 8-10 Stunden geistig anstrengender Arbeit heim und Ihr Körper signalisiert Ihnen vermeintlich, dass jetzt Zeit zum Ausruhen auf der Couch ist. Dabei braucht der Körper nun körperlichen Ausgleich. Auch wenn es schwerfällt, die Sportschuhe zu schnüren, versichere ich Ihnen, dass Sie sich nach einer Stunde Bewegung deutlich besser fühlen als nach einer Stunde Couchsurfen.
Gesunder Lebensstil als Grundlage
Ein gesunder Lebensstil, bestehend aus einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf, kann das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs um bis zu 60 % reduzieren. Das ist das Ergebnis mehrerer Studien und stellt somit die Grundlage für ein gesundes Leben dar. Somit hat man trotz möglicher genetischer Risiken den Großteil seiner Gesundheit selbst in der Hand. Dank regelmäßiger Gesundheitschecks, kann man so seine Gesundheit kontrollieren und optimieren.
Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen
In der gesundheitlichen Vorsorge empfehlen Mediziner verschiedene Untersuchungen. Neben Standardtests wie der Überprüfung von Cholesterin und Blutzuckerwerte sollten auch die Eisenwerte und die Schilddrüsenfunktion getestet werden.
Für das Herz-Kreislauf-System ist ein Belastungs-EKG ratsam, idealerweise eine Spiroergometrie mit Atemgasanalyse. Zusätzlich sollten Ultraschalluntersuchungen der Leber, der Nieren, des Bauchraums, der Schlagadern, der Schilddrüse und der Halsgefäße durchgeführt werden. Für Frauen sind regelmäßige gynäkologische Untersuchungen und für Männer Prostata-Checks wichtig.
Zusätzlich dazu sind Hautkrebsuntersuchungen und ab dem 50. Lebensjahr Darm- und Brustkrebs-Screenings wichtig. Männer sollten auch eine Untersuchung zur Früherkennung einer Bauchaortenaneurysma in Betracht ziehen.
Kosten und Eigenverantwortung
Leider reichen die von den gesetzlichen Krankenkassen gewährten Leistungen nicht für eine gute Vorsorge aus. Sie übernehmen alle 3 Jahre eine Vorsorgeuntersuchung für Patienten ab dem 35. Lebensjahr. Ein Check nur alle drei Jahre kann jedoch im Falle bestimmter Krankheiten bereits zu spät sein. Sie schauen bei Ihrem Auto ja auch nicht alle 3 Jahre aufs Armaturenbrett…
Deshalb empfehle ich, jedes Jahr eine Vorsorgeuntersuchung zu machen und mit dem Arzt Ihres Vertrauens dafür einen angemessenen Preis zu vereinbaren. Es gibt viele Ärzte, denen die ungenügende Vorsorgesituation bewusst ist und für ihre PatientInnen kostengünstige „Vorsorgepakete“ bereithalten.
Digitalisierung als Hilfsmittel
Dank der Digitalisierung gibt es mittlerweile zahlreiche Apps, die an Vorsorgetermine erinnern. Das ist besonders nützlich, da etwa 40 % der Menschen solche Termine vergessen oder versäumen, was die Früherkennung von Krankheiten erschwert.
Selbst kann man auch einige Werte konstant überwachen durch Sensoren wie z. B. Schlafsensoren, Herzfrequenzmessung, Schritte etc. Dazu stehen Uhren, Fitnessarmbänder, Ringe und viele Apps zur Verfügung. Wenn dort Unregelmäßigkeiten auftauchen, kann der Arzt hinzugezogen werden.
Fazit
Eigenverantwortung spielt eine Schlüsselrolle in der Gesundheitsvorsorge. Durch einen bewussten Lebensstil und die regelmäßige Nutzung von Vorsorgeangeboten kann jeder seine Gesundheit positiv beeinflussen. Dabei können digitale Hilfsmittel wie Apps, aber auch das Fachwissen von Gesundheitsexperten, eine wichtige Rolle spielen.
Warnhinweis: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen oder Fragen sollten Sie immer einen Arzt oder anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister konsultieren.
Wenn Sie noch tiefer in das Thema Vorsorge eintauchen wollen, finden Sie die gesamte Podcastfolge hier.