Die Corona App – Zeit für Datenspender

Veröffentlicht: 24. Juni 2020Kategorien: Medizin der Zukunft

Die Corona App – Zeit für Datenspender

Warum die Bewährungsprobe für die Corona App noch kommt: Nach langem Warten war es letzte Woche endlich soweit. Die Corona App steht in Deutschland zur Verfügung. Der Erfolg in den ersten Tagen war wirklich überwältigend, denn mehr als 10 Millionen haben die Corona App heruntergeladen. Die Presse jubelt. Man findet allerorten Schlagzeilen, wie „Die Corona App wird der Renner“ und ähnliches. Nach den vielen Diskussionen im Vorfeld ist das schon ein Riesenerfolg. Jetzt kann man drauf schauen und das eigene Risiko abschätzen. Die Corona App gilt, neben einem Impfstoff als größte Hoffnung, um die Pandemie einzudämmen. Diese Einschätzung ist allerdings trügerisch.

4 Phasen zur Wirksamkeit der Corona App

Derzeit werden vermutlich alle Nutzer ein niedriges Risiko haben und das schon seit Tagen. Das ist nicht verwunderlich, denn solange keiner der Corona App – Nutzer ein positives Testergebnis eingepflegt hat, wird sich dieser Zustand nicht ändern. Für einen nachhaltigen Effekt der App bedarf es 4 Erfolgsfaktoren.

Erfolgsfaktor 1: Download der Corona App

Die Corona App braucht viele Menschen, die mitmachen.  Laut einer aktuellen Studie aus Oxford  sollten 60% der Bevölkerung mitmachen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Selbst bei 15% ist schon eine Wirkung spürbar. Damit haben wir gute Chancen, den ersten Meilenstein zu „knacken“. Dazu fehlen lediglich ca. 2 Mio Downloads. Dann aber muss es schnell in die zweite Phase übergehen und das ist ungleich anspruchsvoller.

Erfolgsfaktor 2: Datenspenden

Jetzt ist es wichtig, dass alle Benutzer, die typische Symptome verspüren, möglichst schnell einen Test machen. Dies alleine ist schon eine Hürde, denn selbst hochinfektiöse Virenträger haben, bei einem guten allgemeinen Gesundheitszustand, einen sehr milden Krankheitsverlauf. Sie müssten also zu einem Arzt gehen und bei dem Test das Risiko in Kauf nehmen, danach für einige Zeit in Heimquarantäne geschickt zu werden.

Datenspenden über die Corona App

Datenspenden über die Corona App

Selbst, wenn das erfolgt, wartet die nächste Hürde. Nun sollte man seine eigenen Daten spenden und den positiven Test in die App eingeben. Die Frage ist, welche Motivation einen dazu treibt. Gefühlt ist die Corona App nämlich für einen Infektionsträger nutzlos. Ihn hat Covid – 19 erwischt. Die Information der App, dass er ein hohes Risiko besitzt ist, braucht er nun nicht mehr. Nach überstandener Infektion ist er zunächst immun und so hat in der Zeit danach die Corona App für Ihn ihren Wert verloren. In diesem Fall ist also die einzige Motivation die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Ist diese Verantwortung überhaupt allen Erkrankten klar und wie schaffen wir durch gute Information dieses Bewußtsein in der Bevölkerung zu schärfen?

Phase 3 Durchhalten

Derzeit haben wir in Deutschland zwischen 300 und 500 Neuerkrankungen pro Tag und 7.500 akut Erkrankte. Statistisch müssen wir also 11.000 Menschen treffen, um einen akut Erkrankten zu sehen. Das wäre bei den Corona App Nutzern im Verhältnis ähnlich, wenn ALLE Erkrankten ihre Daten in die Corona App einpflegen. Derzeit ist also unsere Chance gering, dass wir auf einen Erkrankten treffen. Im ersten Enthusiasmus werden wir in den nächsten Tagen oft die Corona App nutzen und beruhigt feststellen, dass wir ein geringes Risiko haben. Nach einigen Wochen werden unser Enthusiasmus und der Neuigkeitswert der App sinken. Unsere, sehr menschliche Reaktion ist, dass wir immer weniger darauf schauen werden. Möglicherweise löscht man nach ein paar Monaten die Corona App wieder und eine zweite Welle der Pandemie wird nicht sofort erkannt.

Phase 4 Vorsorgen

Die 4. Phase tritt ein, wenn ich von meiner App angezeigt bekomme, dass ich ein hohes Risiko habe, aber keine Symptome aufweise. Was machen wir dann mit dieser Information? Für die Eindämmung von Corona wäre eine schnelle Testung und danach eine mögliche Heimquarantäne die konsequente und richtige Lösung. Wenn Patienten keine Symptome zeigen, gilt es erneut, altruisitisch zu handeln. Sie könnten trotz des guten Wohlbefindens Überträger der Erkrankung sein und gefährden den Erfolg, wenn sie sich nicht testen lassen und ein eventuell positives Ergebnis in die Corona App eingeben.

Breite Aufklärungskampagne erforderlich

Die Entwicklung durch SAP hat ca. 10 Mio Euro gekostet. Für die Bereitstellung der Serverkapazitäten fallen bei der Telekom weitere 50 Mio. Euro an. Dagegen erscheinen die 3,5 Mio Euro für die Bewerbung der App nahezu bescheiden. Jetzt gilt es also, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, damit die hohen Ausgaben sich auch lohnen.

Aufklärung ist wichtig, aber wie? Die komplexen Zusammenhänge zu erklären ist nicht einfach und selbst, wenn die Bürger rational verstanden haben, wie wichtig die verschiedenen Erfolgsfaktoren sind, ist es bis zur emotionalen Akzeptanz noch ein großer Schritt. Diese emotionale Akzeptanz ist aber unabdingbar um Menschen in das Handeln zu bringen. Das wissen erfahrene Manager aus zahlreichen Veränderungsprozessen und mit einem solchen haben wir es auch hier zu tun.

Hier gibt es aus meiner Sicht drei Möglichkeiten:

  1. Incentivierung: Wir schaffen einen persönlichen Anreiz für alle diejenigen, die ihre positiven Daten in die App eingeben.
  2. Verpflichtung: die Bürger werden dazu verpflichtet, die Daten einzugeben bzw. die Eingabe wird über Arzt oder Labor gesteuert.
  3. Gamification: Vielleicht gelingt das ja auch mit einer gewissen Leichtigkeit bei allem Ernst der Lage. Aus der Lernpsychologie wissen wir, dass Lernen mit Spaß viel effektiver ist als Lernen durch Angst.

Ich bin sehr gespannt auf die Ideen der Bundesregierung dazu aber auch auf Ideen hier aus der Community. Wenn Sie zu entscheiden hätten, welche Aktionen würden Sie starten?

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Herzlichst Ihr Gerd Wirtz
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