Unterstützung in der Pflege durch den Einsatz von Robotern
Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um etwa 50 Prozent ansteigen. Dies bedeutet, dass etwa 3,5 Millionen Personen auf fremde Hilfe angewiesen sein werden. Zur gleichen Zeit werden etwa eine halbe Million Pflegekräfte fehlen. Abhilfe gegen dieses zukünftige Dilemma sollen spezielle Pflegeroboter bieten. Doch können Pflegeroboter tatsächlich diese Lücke schließen und unter Umständen sogar menschliches Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen ersetzen? Eine Antwort auf die Frage nach Unterstützung in der Pflege durch den Einsatz von Robotern soll es in diesem Artikel geben. Dabei werden auch die Vorteile und Nachteile, die spezielle Pflegeroboter mit sich bringen, genauer unter die Lupe genommen werden.
Pflegeroboter halten Einzug in die Pflegebranche
Auf den ersten Blick mag die Vorstellung, dass Pflegeroboter durch die Flure von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern fahren, ungewöhnlich erscheinen. Noch ungewöhnlicher ist aber sicherlich die Vorstellung, dass solche Pflegeroboter mit Patienten interagieren, Personal durch Bereitstellung von Daten unterstützen oder Botendienste absolvieren.
Es ist der demographische Wandel sowie die Überlastung von Pflegekräften und wachsender Personalmangel in der Pflege, die das System zu außergewöhnlichen Ideen animieren. Eine dieser Ideen sind Pflegeroboter. Der Nutzen und der Einsatz solcher Roboter in der Pflege wird aktuell heiß diskutiert. Bislang fehlen aussagekräftige Studien für eine solide Diskussionsgrundlage. Außerdem fehlt die Erfahrung in der Praxis, um einschätzen zu können, in welchen Bereichen Unterstützung in der Pflege durch den Einsatz von Robotern möglich ist.
Anders sieht es hingegen in Fernost aus. In Japan beispielsweise kommen die neuen technologischen Möglichkeiten im Pflegebereich bereits an vielen Stellen zum Einsatz. In Deutschland gibt es aktuell nur vereinzelte Projekte mit Pflegerobotern, wie etwa der Care-o-bot, der vom Fraunhofer IPA als interaktiver Butler für Botendienste, als Unterstützungsmöglichkeit in Notsituationen, jedoch auch zur Kommunikation und Unterhaltung entwickelt wurde. Ein weiteres Beispiel ist der Roboter Paro, der von seiner Optik einer kleinen Robbe nachempfunden wurde und zu therapeutischen Zwecken insbesondere bei demenzkranken Patienten zum Einsatz kommt, bei denen er gewisse „Muttergefühle“ weckt und dadurch die Blockade zwischen dem Innenleben der Patienten und der Außenwelt überwindet.
Der Alltag im Leben eines Pflegeroboters
„Frau Meier, Sie haben doch bestimmt Durst und möchten etwas trinken?“ Diese Frage hallt durch das Zimmer einer an Demenz erkrankten Bewohnerin in einem deutschen Pflegeheim. Frau Meier willigt ein und hebt ihren gelben Plastikbecher mit guter Laune die Luft. Ihr Prost gilt dabei jedoch nicht einer menschlichen Pflegekraft, sondern einem Pflegeroboter, der ihr das Getränk zuvor serviert hat. Dabei erleben die Bewohner des Pflegeheims den Pflegeroboter als höflich und entspannt. Er akzeptiert ein Nein. Statt sich in Diskussionen mit den Bewohnern zu verzetteln, kehrt er einfach mit derselben Frage etwas später zurück und behält dabei stets seinen freundlichen Ton bei. Menschliche Pflegekräfte hingegen, die Patienten zum Trinken überreden möchten, werden in ihrer Tonart stets beharrlicher, je häufiger die Aufforderung wiederholt werden muss. Dem Pflegeroboter dagegen sind menschliche Emotionen unbekannt und er unterliegt auch keinerlei Zeitdruck.
Können Pflegeroboter menschliche Kräfte ersetzen?
In Deutschland ist der Einsatz von Robotern in Krankenhäusern und der Pflege in Zukunft nicht unwahrscheinlich. So führte der Digitalverband Bitkom eine repräsentative Studie durch, in der 57 Prozent der Befragten davon ausgingen, dass Pflegeroboter in zehn Jahren Pflegepersonal vor allem bei schweren körperlichen Arbeiten unterstützen werden. 45 Prozent der Befragten gaben hingegen an, dass Serviceroboter auch die Zubereitung und das Servieren von Getränken und Mahlzeiten übernehmen werden. Mit Skepsis sehen die Befragten insbesondere den Bereich der emotionalen Zuwendung. So gaben lediglich 28 Prozent der Befragten den Einsatz sogenannter Kuschelroboter als wahrscheinlich an.
Nun drängt sich nicht nur die Frage nach dem Nutzen auf, wenn es um Roboter in der Pflege bzw. in Krankenhäusern geht. Auch ethische Bedenken werden eifrig diskutiert. Ist es beispielsweise angedacht, dass Roboter künftig menschliche Pflegekräfte ersetzen sollen? Kann so die Pflege der Zukunft aussehen? Probleme könnten sich auch in Sachen Datenschutz und Datensicherheit ergeben.
Der nette Kollege oder ein Roboter ohne Empathiefähigkeit?
Pflegeroboter gelten bereits seit einiger Zeit als Allround-Lösung für überlastetes Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Diese Roboter können assistieren, gewisse Routineaufgaben übernehmen und dem Personal somit mehr Handlungsspielräume ermöglichen. Ein wichtiger Faktor, der zur Überlastung von Pflegepersonal beiträgt, ist der Mangel an Fachkräften in der Pflege, der stets problematischer wird. Zum einen führt der demographische Wandel dazu, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland immer weiter ansteigt. Zum anderen sorgt die zunehmende Unattraktivität der Ausbildung sowie schlechte Bezahlung der Fachkräfte dafür, dass sich immer weniger Personen dazu entscheiden, eine berufliche Laufbahn im Pflegebereich einzuschlagen. Die genannte schlechte Bezahlung und die harte körperliche Arbeit macht den Pflegeberuf insbesondere für junge Menschen nicht sehr einladend. Diese Umstände haben dann natürlich Auswirkungen auf die Qualität in der Pflege. Doch sind Pflegeroboter wirklich die richtige Lösung für das Problem?
Pflegeroboter als Heilsbringer in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen?
Um die Pflegekräfte zu entlasten, könnten Pflegeroboter Utensilien und Medikamente holen oder Essen bereitstellen. Hierdurch würde Pflegekräften mehr Zeit zur Verfügung stehen, um sich um die Versorgung der Patienten zu kümmern. Hierunter fallen natürlich nicht nur Anwendungen, welche die körperliche Pflege selbst betreffen, sondern auch Dinge wie Gespräche mit den Pflegebedürftigen und emotionale Zuwendung. Genau an diesem Punkt dürften Roboter nämlich an ihre Grenzen stoßen. Ein Roboter ist und bleibt eine Maschine, der es an menschlicher Empathiefähigkeit fehlt. Aus diesem Grund wird der Einsatz von Robotern in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern mit viel Skepsis betrachtet. Die Sorge davor, dass moderne technologische Maßnahmen menschliche Arbeitskräfte ersetzen könnten, wiegt sehr schwer. Assistierend wären Roboter aber sicherlich in der Lage, bestehende Mängel zu kompensieren, wenngleich auch klar sein sollte, dass ein Roboter niemals eine Pflegekraft ersetzen kann, sondern sie lediglich unterstützt, insbesondere bei der Erledigung von körperlich anstrengenden Tätigkeiten.
Fazit: Während Roboter im Industriebereich bereits seit vielen Jahren und Jahrzehnten fantastische Arbeit leisten und viele Tätigkeiten bedeutend schneller und effektiver durchführen können als menschliche Kräfte, gibt es im Bereich der Pflege gewisse Grenzen für den Einsatz von Robotern. So kann ein Roboter niemals das Maß an Empathiefähigkeit entwickeln, das ein Mensch besitzt. Pflege sollte nicht nur bedeuten, alte, gebrechliche oder kranke Personen zu waschen und mit Essen zu versorgen; ganzheitliche Pflege bedeutet auch, sich dem Patienten emotional zuzuwenden, Zeit für Gespräche mit ihm zu haben und seine menschlichen Bedürfnisse zu erkennen und zu respektieren. Diese Fähigkeit dürften Roboter auch in den nächsten Jahren (noch) nicht besitzen und können daher menschliche Pflegekräfte nicht ersetzen. Als unterstützende Helfer sind Pflegeroboter aber sicherlich eine interessante Möglichkeit, um Missstände in der Pflege anzugehen, Pflegepersonal zu entlasten und damit auch das Berufsbild des Pflegers für junge Menschen wieder attraktiver zu machen.